Ha Long Bay bis Ninh Binh
Wenn die Leute hörten, dass Ha Long unser nächstes Ziel sei, warnten sie uns vor Menschenmassen und Enttäuschung. Wir ließen uns davon nicht abhalten und fuhren mit dem Sleeper-Bus von Ha Giang nach Ha Long. Entgegen all unserer Erwartungen trafen wir auf eine Geisterstadt. Der Strand so weit das Auge reicht, doch wir waren die einzigen Menschen, die der Sonne beim Untergehen zusahen. Bühnen, laute Musik, große Parkplätze und Eingänge – doch keine Touristen, die sich hier tummelten, nicht einmal viele Vietnamesen.
Wir blieben dem Festland also fern und verbrachten unsere Zeit zunächst mit einer Bootstour und anschließend einer Cruise. Fern von der unheimlichen Stadt konnten wir dann auch die Schönheit der Ha Long Bucht genießen, machten bei Sonnenaufgang Tai Chi auf Deck, versuchten unser Glück beim Squid-Fishing und erkundeten das Meer mit dem Kajak, bevor es uns nach Cat Ba Island verschlug.
Da die Hälfte der Insel ein Nationalpark ist, haben wir viel Zeit in der Natur verbracht. Aber auch die Friedhofskultur der Vietnamesen hat uns interessiert.
Anders als in Deutschland, wo Friedhöfe typisch sind und jeder seinen eigenen Grabstein oder ein Familiengrab hat, ist hier die Bestattung auf eigenem Grund und Boden verbreiteter als Friedhöfe. Auch die Gräber unterscheiden sich stark von unseren. Gerade hier sieht man den chinesischen Einfluss. Jeder Tote hat ein tempelähnliches Grab, auf dem Räucherstäbchen glühen, Gläser voller Happy Water und andere Gaben liegen. Zudem sind sie bunt und fröhlich gestaltet, dennoch ist die Atmosphäre dieselbe, die man auch auf unseren Friedhöfen spürt.
Eine letzte besondere Sache gibt es noch auf Cat Ba, von der ich berichten möchte: das Floating Village und die wohl frischesten Muscheln, die mir je unterkommen werden.
Wir hatten uns in den Kopf gesetzt, das Fischerdorf zu sehen, also sind wir auf gut Glück mit dem Moped zum Hafen gefahren. Kaum hatte ich den Motor abgestellt, kam ein Mann auf uns zu und erklärte stolz, dass er der Kapitän eines kleinen Bootes sei und uns gegen Bezahlung zum Floating Village bringen würde. So saßen wir 10 Minuten später auf besagtem Boot und tuckerten vorbei an kleinen Hütten und improvisierten Gärten, die allesamt auf Tonnen schwammen. Fast jedes Haus hatte vornedran ein paar Stege, zwischen denen sie Fische oder Muscheln züchteten. Kinder und Hunde spielten hier.
Nachdem die Sonne hinter dem Horizont verschwunden war, ließ er uns an einem schwimmenden Restaurant direkt am Hafen raus. Eigentlich hatten wir nicht vor, dort zu essen, aber als wir an dem Loch im Boden vorbeiliefen und das Meer sowie die Muscheln sahen, beschlossen wir, unser Abendessen dort zu genießen. Wir bestellten natürlich Muscheln und konnten von unserem Platz aus dabei zusehen, wie ein junger Mann sie aus dem Meer fischte und in die Küche trug. Nur kurze Zeit später lagen dann eben diese Muscheln auf unseren Tellern.
Aber auch von diesem tollen Ort mussten wir Abschied nehmen. Unser nächstes Ziel war Ninh Binh. Hier mieteten wir uns, wie so oft, einen Scooter und erkundeten die Gegend. Was soll man auch anderes machen an einem Ort wie Ninh Binh, wo die Natur magisch aussieht? Ganz gleich, um welche Kurve man fährt, es bietet sich einem ein wunderschöner Blick. Man kann die Fledermäuse beobachten, wie sie ihre Schlafplätze verlassen, oder einfach der Sonne dabei zusehen, wie sie hinter den Hügeln verschwindet. Dazwischen liegen Plätze, die eher so wirken, als stammten sie aus einem Point-and-Click-Adventure. Aber wer nach noch mehr Zauber sucht, sollte die Bootstour machen und sich durch Höhlen und vorbei an einer wundervollen Natur rudern lassen. Es ist einfach magisch!
- Ha Long Bay; Cat Ba Island; Ninh Binh
- Nah und doch verschieden
- Wir waren dort im Dezember, es war fast nichts los.